Auch das hochwertigste Kleidungsstück ist irgendwann am Ende seiner Lebenszeit angekommen. Wohin mit den alten, kaputten T-Shirts und Jeans? Bei zündstoff findest Du eine große Auswahl an Kleidung aus oder mit recycelter Baumwolle. Wir schauen rein: was und wie wird da eigentlich recycelt und wie gelangt Dein altes T-Shirt in Deine neue Hose?

Warum ist recycelte Baumwolle so nachhaltig?

Baumwolle ist eine extrem ressourcenintensive Pflanze und benötigt auch im Öko-Anbau noch einiges an Wasser und CO2-verursachendem Treibstoff für Landmaschinen und Transport. Baumwolle wiederzuverwenden ist daher absolut nachhaltig. Denn die wiedergewonnenen und neu verwebten Fasern müssen nicht erst auf der Südhalbkugel angebaut, verarbeitet und über weite Strecken transportiert werden. Dies kann den CO2-Fußabdruck einer Jeans mit Recycling-Anteil gegenüber einer konventionellen Jeans um mehr als 60% verringern!

Welche Marken stellen Kleidung aus recycelter Baumwolle her?

Die wichtigsten Fair Fashion Marken, die recycelte Baumwolle verarbeiten, sind ARMEDANGELS, Kuyichi, K.O.I. und nudie Jeans. Bei ARMEDANGELS findest Du T-Shirts mit bis zu 50-prozentigem Anteil recycelter Baumwolle. Die Jeans von Kuyichi, Kings of Indigo und nudie Jeans haben in der Regel Recycling-Anteile von 20%. Teilweise sind auch die verwendeten Metallnieten und -Knöpfe, sowie die Taschenfutter dieser Hosen aus Recycling-Material.

Wie wird Baumwolle recycelt?

Das Recycling von Baumwolle ist ein relativ simpler, aber brutaler Prozess: Die Baumwolltextilien werden so lange geschreddert, bis die einzelnen Baumwoll-Fasern wieder zm Vorschein kommen. Dazu muss vorher aber kräftig sortiert werden: Erstens ist es wichtig, die Faserbeschaffenheit der Ausgangsmaterialien genau zu kennen um eine hohe Qualität des Endproduktes gewährleisten zu können. Es sind nur reine Baumwoll-Stoffe für das Recycling geeignet, da das Trennen der verschiedenen Fasern zu aufwändig wäre. Zweitens müssen die Textilien auch nach Farben sortiert sein. Die gewonnene Recycling-Baumwolle hat allerdings eine Einschränkung. Die durch den Häcksel-Prozess wieder freigelegten Fasern sind vergleichsweise kurz. Um ein haltbares Garn daraus spinnen zu können, wird die recycelte Baumwolle daher in der Regel mit langen, „neuen“ Baumwollfasern vermischt. So kann auch mit einem Anteil an kurzer Baumwollfaser ein hochwertiges und haltbares Textil hergestellt werden.

Was wird recycelt? Die Rohstoffe für recycelte Baumwolle

Wir haben also festgestellt: Recycelte Baumwolle ist toll für die Umwelt, aber hat das Qualitäts-Problem der kurzen Fasern. Wie schaffen die Kings of Indigo es also, Jeans aus 100% Recycelter Baumwolle auszuloben? Das Geheimnis sind die verwendeten Rohstoffe: Sie recyceln nämlich nicht nur Baumwoll-Textil im oben beschriebenen Prozess, sondern nutzen auch im Ernte- und Spinnprozess übrig gebliebenen Ausschuss an frischen Baumwollfasern. Diese sind hochwertig genug, um gemeinsam mit den recycelten Fasern haltbare und hochwertige Textilien herzustellen.

ARMEDANGELS gehen einen anderen Weg. Sie arbeiten mit eigenen Produktionsabfällen – Reststücke, B-Ware und Verschnitte aus der ARMEDANGELS Produktion werden recycelt und wiederverwendet. Der Vorteil: Hierbei kommt garantiert nur Bio-Baumwolle ohne schädliche Chemikalien oder Rückstände in die Wiederverwertung. ARMEDANGELS haben die volle Kontrolle darüber, welche Qualität ihre Recycling-Fasern haben und können ein hochwertiges Endprodukt gewährleisten. Du kannst ihnen Deine alten ARMEDANGELS-Sachen aber auch schicken.

Auch Kuyichi und nudie Jeans nehmen Deine alten Jeans zurück und recyceln sie selbst. Allerdings haben sie leider nur begrenzte Annahmestellen und akzeptieren aus Klimaschutzgründen keine Altkleider-Post. Deine alten nudie Jeans kannst du in die offiziellen nudie Jeans Stores bringen – in Deutschland gibt es einen in Berlin und einen in München. Die Kuyichi-Jeans kannst Du ausschließlich in einem Partner-Store im niederländischen Utrecht zurückgeben. Hauptsächlich greift Kuyichi aber wie ARMEDANGELS auf Pre-Consumer Cotton Waste zurück, der während der Produktionskette anfällt. Das trägt auch dazu bei, den Abfall aus der eigenen Produktion effektiv zu verringen. Nudie Jeans recycelt die Post-Consumer Jeans nicht nur, sondern upcycelt sie auch in ihren Repair Shops – so bleibt das Textil erhalten und wird zu neuen Kleidungsstücken umgearbeitet, jedes ein Unikat.

Ok cool, und wohin jetzt mit dem alten T-Shirt?

Wie wir gesehen haben, legen die Labels großen Wert darauf, die Kontrolle über die Faserqualität zu behalten und nutzen daher hauptsächlich Pre- oder Post-Consumer Cotton Waste aus der eigenen Produktion. Nur so können sie die erwartete hohe Qualität ihrer Produkte gewährleisten – denn ein Recycling T-Shirt, das nach wenigem Waschen Löcher bekommt wandert dann doch bald wieder in die Tonne, und das ist dann auch nicht mehr besonders nachhaltig. Kann Deinem alten, löchrigen T-Shirt also noch neues Leben eingehaucht werden? Die Antwort lautet: Wenn Du es nicht bei den oben genannten Marken gekauft hast – eher nein. Zwar kannst Du es in den Altkleider-Container werfen, aber dort wird es eher downgecycelt und zu Putzlappen oder Dämmmaterial verarbeitet – und an dem Rohmaterial hier gibt es eh schon ein Überangebot. Stattdessen solltest Du Deine alten Textilien selbst weiterverwerten. Leihe dir eine Nähmaschine und mache alte T-Shirts zu Turnbeuteln, Abschminkpads oder Patchworkdecken – Anleitungen dafür findest Du zuhauf im Internet. Alternativ, und bei mangelnden Nähkünsten: Für einen hübschen bunten Putzlappen reicht es immer!